Schladminger Tauern - Klafferkessel
Eine Bergwanderung gemeinsam mit "Wolfgang A" aus dem Forum Gipfeltreffen

Da die Bilder im Forums-Bericht von Wolfgang für nicht angemeldete User nicht sichtbar sind, darf ich beides - Bericht und Bilder - mit Erlaubnis von Wolfgang hier auch veröffentlichen - vielen Dank!

"Es liegt etliche Wochen zurück, dass Eli und ich auf den Klafferkessel zu sprechen kamen. Eli war zuletzt vor vielen Jahren dort und hätte wieder einmal Lust auf die Tour - zumal sie sich heuer dank ihrer zahlreichen Bergunternehmungen dafür sehr gut gerüstet fühlt! Bei mir war, ebenfalls vor etlichen Jahren, der Klafferkessel als krönender Abschluss einer Gruppentour durch die Schladminger Tauern vorgesehen. Aber schlechtwetterbedingt konnten wir nur einen Teil des geplanten Weges gehen - und da sich seither keine ähnliche Gelegenheit mehr ergab, kannte ich den Klafferkessel immer noch nur durch Schilderungen und vor allem Fotos anderer.

Gut, wenn man sich im Umfeld eines Bergforums tummelt und so schnell ein gemeinsames Ziel finden kann: den Klafferkessel diesen Sommer (endlich) anzugehen, in Richtung Gollinghütte - Greifenberg - Preintalerhütte und mit zwei Übernachtungen.
Wir haben ein paar für uns mögliche Termine ausgesucht. Gespannt warteten wir darauf, ob die Wetterprognose für den entscheidenden mittleren Tag gut genug sein würde. Fast wie bestellt kam kürzlich im Forum noch der Bericht von Michael mit tollen Fotos, um unsere Vorfreude zu vergrößern.

Als für Samstag, 19. Juli dann tatsächlich einer der (bislang nicht so häufigen) richtigen Schönwettertage dieses Sommers angekündigt wurde und auch sonst alles gepasst hat, brachen wir am Vormittag des 18. Juli auf.

Ich denke, auch hier ist eine detaillierte Schilderung des Weges nicht notwendig, die gibt es vielfach bereits. Ich möchte einen Teil meiner Fotos sprechen lassen. Und vorweg sagen, dass ich eine solche Fülle an großartigen Landschafts- und Natureindrücken (vom Panorama bis zum Detail) ganz selten bisher erleben konnte. Auch die Fotomotive liegen im wahrsten Sinn der Worte pausenlos am Weg.

Start am Nachmittag des 18. Juli vom Parkplatz unterhalb der Riesachfälle. Recht flach steigt das Tal nach Süden an, erst die Gollinghütte (im Hintergrund klein bereits zu sehen) steht auf einer Steilstufe.

Trockenes Wetter, aber noch reichlich Bewölkung. Faszinierend, wie die zahlreichen gezackten Kämme langsam aus dem Nebel heraus kommen.

Die Gollinghütte (der Großteil des Gebäudes steht seit gut 100 Jahren!) und ein Blick nach Norden talauswärts.

Samstag, 19. Juli: Um 7.45 Uhr beginnen wir die knapp 1000 - zumeist steilen - Höhenmeter Aufstieg zum Greifenberg. Noch harmlose höhere Wolken, aber es könnte der versprochene sonnige Tag werden!

Recht direkt zieht sich der Weg den sehr steilen Hang aufwärts, so wird bald ein erster Blick aus größerer Höhe hinaus ins Untertal frei.

Der beeindruckend steile und mächtige Hochgolling rechts (der seine Wolkenhaube behalten sollte, so lange wir ihn im Blick hatten), der Anstiegsweg - und Eli, die auf ihm unaufhaltsam dem Gipfel entgegen strebt.

Der erste für mich wirklich atemberaubende Blick: ein Zoom zum Dachstein, dessen Südwand durch die Restwolken noch eindrucksvoller wirkt!

Zwerfenberg und Elendberg westlich jenseits der Gollinghütte (tief unten im Tal). Die vielen extrem steilen Flanken geben diesem Teil der Schladminger Tauern ein eigenes Gepräge.

Hübsche Details am Wegrand, auch in mittlerweile deutlich über 2000m Höhe.

Nach über eineinhalb Stunden Anstieg eine erste kürzere Rast - Eli gut drauf!

Abermals überwältigend, dann im Angesicht des Dachsteins auf dem etwa 2450m hohen Greifenbergsattel zu stehen! Ein logischer Rastplatz für alle, die wie wir von der Gollinghütte aufgestiegen sind (ich schätze, etwa 30 Personen).

Der kleine See gleich beim Greifenbergsattel zählt noch nicht zum Klafferkessel, gibt aber einen ersten Eindruck davon, was uns erwartet!

Eigentlich unüblich für die Region, dass der Anstieg zum Greifenberg von Süden über einen breiten, gar nicht so steilen Hang erfolgen kann.

Und oben, in 2618m Höhe!
Der Gipfel ist nicht so überfüllt wie es hier scheinen mag: Alle rasten natürlich auf der sonnigen, windabgewandten Seite. Rechts eine dankbare, erleichterte und mit vollem Recht etwas stolze Eli.

Nur wenige Schritte weiter westlich aufgenommen: Hochgolling mit Haube (links), Zwerfenberg und Elendberg.

Ein Tiefblick zum Klafferkessel: Einige größere sowie unzählige kleine und kleinste Seen geben diesem Plateau etwa 300 Höhenmeter unter dem Greifenberg sein einzigartiges Aussehen.
Links hinten die Hochwildstelle, rechts das Waldhorn - beide über 2700m hoch.

Ein Teil des Klafferkessels (links unten) und die Hochwildstelle ein wenig herangezoomt. Fantastisch!

Seen, wohin das Auge blickt: Im Norden tief unter uns Rauhenbergsee und Unterer Klaffersee. Im Hintergrund der markante Höchstein.

Ein etwas überraschender Fernblick nach ONO in gut 60km Entfernung:
die komplette Kette der Haller Mauern vom Großen Pyhrgas links bis zum Grabnerstein ganz rechts.

Im Südosten der Lungauer Klaffersee (über den Greifenberg verläuft die Grenze Steiermark - Salzburg). Darüber die Deichselspitze, rechts hinten das Roteck.

Gut eine Stunde ist auf dem Greifenberg wie im Flug vergangen. Wir beginnen den sehr steilen Abstieg über die Klafferschneide, natürlich weiterhin begleitet von faszinierenden Ausblicken: über die Gollingscharte und die westlichen Schladminger Tauern bis zur Ankogelgruppe im Hintergrund.

Auch inmitten der Felsen und Schrofen finden sie ihren Platz.

Einzelne Passagen des steilen Abstiegs sind drahtseilversichert.

Erleichterung, als die 300 steilen Höhenmeter hinunter zum Oberen Klaffersee bewältigt sind! Nun wartet der eigentliche Klafferkessel: ein Hochplateau mit nur leichtem Auf und Ab sowie konzentrierten Landschaftseindrücken.

Auch die vierbeinigen Bewohner (oder wenigstens Besucher) finden die Szenerie beeindruckend - und blöken dazu.

Hinter einem der unzähligen kleinen Seen ein Rückblick zum Greifenberg (der steile Abstieg hat nach links unten geführt).

Wenn das nicht Augen, sämtliche Sinne und Herz erfreut!

In dieser Umgebung rasten wir nochmals kurz, das Plateau des Klafferkessels gleich vor uns, den mittlerweile komplett wolkenfreien Dachstein im Hintergrund. "Verweile doch, du bist so schön" kommt einem da in den Sinn...

Der auffällige Greifenstein mit seiner senkrechten Ostwand schließt den Kessel nach Nordosten hin ab.

Weiter führt der Weg durch diese fast unwirkliche Landschaft, immer wieder auch im Angesicht des Dachsteins. Auf andere Art beeindruckend der spitze Placken in der Nachbarschaft.

Wir nähern uns der Klafferscharte und damit dem nordwestlichen Rand des Kessels.

Dort wartet noch ein wahrhaft würdiger abschließender Höhepunkt:
der Tiefblick vom Rand des Kessels ins Untertal, zu Dachstein und Bischofsmütze.

Im Detail: der Untere Klaffersee, 200hm tiefer als wir in einem steilen Kar gelegen.
Worte könnten so etwas niemals angemessen beschreiben, meine ich.

Bei der Klafferscharte beginnen nun die 650hm Abstieg zur Preintalerhütte: weniger steil als der Weg Gollinghütte - Greifenbergsattel, teilweise in weiteren Kehren. Schade, dass wir den Klafferkessel verlassen mussten - aber der Abstieg ins Innere Lämmerkar ist auf andere Weise wiederum sehr reizvoll!

Bereits im flachen Äußeren Lämmerkar. Einer von zahllosen wunderschönen Talschlüssen der Region.

Nochmals ist eine Steilstufe des Tals zu überwinden, und die große Preintalerhütte kommt (hinter einem grünen Mugel ) erst in den Blick, wenn sie bereits fast erreicht ist. Ein Tag voll unbeschreiblich intensiver Bergeindrücke findet hier sein Ende.

Bis nach 20 Uhr scheint die Sonne von WNW in dieses Tal und bewirkt ein wunderbares abendliches Leuchten.

Sonntag, 20. Juli morgens: Wetterverschlechterung angekündigt. Bereits in der Nacht sind etwas weiter westlich Schauer (oder Gewitter) nieder gegangen, haben zunächst aber nur sehr fotogene Dunstschleier hinterlassen.

Die steile Talstufe von der Preintaler Hütte hinunter, dann folgt ein langes, fast ebenes Hochtal mit mehreren Almen. Hier die Kerschbaumer Alm.

Weiter vorn im Tal der langgestreckte Riesachsee, dahinter noch einmal die Hochwildstelle.

Bei der Oberen Gfölleralm entscheiden wir, für den letzten Teil des Abstiegs den erst vor wenigen Jahren errichteten Steig durch die "Höll" zu nehmen.
Stets nahe am Wasser führt er durch die teilweise wilde Talbachklamm.

Der (untere) Abschluss des Steigs: die 35 Meter lange Seilbrücke über die Schlucht.

Zuerst über den Oberen Riesachfall und dann seitlich im Wald in Kehren führt der Weg schließlich direkt zum Parkplatz zurück.

Fazit:

Eine landschaftlich überwältigende Tour, mit einer Fülle von Eindrücken im Kleinen, in den Details wie in der Gesamtszenerie! Hat ihren klangvollen Namen für mich absolut zu recht! Für einen faszinierenden Einblick in die (gletscherfreien) Zentralalpen sicherlich eine Paradetour.

An einem schönen Sommersamstag besucht, aber nicht überlaufen. Liegt sicher auch an den Höhenmetern, ohne die der Klafferkessel nicht zu erreichen ist.

Natürlich ist die Tour mit nur einer Übernachtung möglich. Viele Gründe haben uns bewogen, uns mehr Zeit dafür zu nehmen. Zwei bestens geführte Hütten bieten jede Möglichkeit dafür: perfekt organisiert, ohne dass nach außen irgendwelche Anzeichen von Hektik zu erkennen wären (und dies, obwohl sie voll belegt waren!).

Wieder einmal bin ich dankbar, dass das Forum mir die Möglichkeit bot, eine alte "Wunschtour" Wirklichkeit werden zu lassen - und dies bei so idealen Bedingungen.

Und in netter Gesellschaft.
Ein großes "danke" an dich, Eli, für die gemeinsamen drei Tage - das Fahren mit deinem Auto, unsere Gespräche, das Miteinander-Unterwegs-Sein.
Fein, dass sie dir neue Sicherheit gaben, welche Touren du gut bewältigst und was du dir als nächstes vornehmen kannst. Schritt für Schritt..."

 

Soweit Wolfgang's wunderbarer Bericht - meinen persönlichen Eintrag füge ich hier noch hinzu:

"Wolfgang, ich bin überwältigt!!!
Alle Deine Tourenberichte sind etwas besonderes, aber dieser hier am meisten!
Vielleicht auch, weil ich all das, was Du hier beschreibst und zeigst, mit Dir gemeinsam erleben durfte!

Recht viel kann ich dem allen nicht mehr hinzufügen - außer, daß es mir ähnlich ging wie Dir. Teilweise war es ein Déja Vu, an vieles konnte ich mich nicht mehr erinnern. Aber die Schönheit und Vielfältigkeit der Landschaft, an der konnte ich mich nach genau 30 Jahren wieder erfreuen.

Nach meiner Bösenstein-Tour war ich sehr müde und unsicher, ob ich die Klafferkessel-Tour wirklich schaffen werde. An dieser Stelle vielen Dank an Günter, der mir sehr geholfen hat, eine positive Entscheidung zu treffen. Und mehr als richtig war es! So gut ist es mir schon lange nicht mehr gegangen - sowohl physisch wie auch psychisch!

Ich bin einfach nur sehr, sehr dankbar dafür, daß die ganze Tour so gut geklappt hat - und dafür, daß ich mit Dir, Wolfgang, mitgehen durfte! Wir haben vom Tempo her sehr gut zusammengepaßt und auch sonst gabs nur entspannte Harmonie - selten findet man so eine Bergkameradschaft (und ich kann ja auch manchmal etwas mühsam sein).

Ich hätte mir wohl nicht träumen lassen, nach so langer Zeit wieder in den Schladminger Tauern unterwegs zu sein! Aber unverhofft kommt manchesmal. Sehr nett war auch, daß die Wirtsleut von der Preintalerhütte, Franz und Vroni Höflehner, sich noch an mich erinnern konnten! Ich war dreimal auf der Hütte und mehrfach im Winter in ihrer Pension im Tal zum Schifahren.

Die Höflehner's - inzwischen samt Söhnen, Schwiegertochter und auch bereits Enkelkindern! - sind seit 1971 auf dieser Hütte! Ich glaube, es gibt in Ö keine Hüttenwirt, der so lange auf einer Hütte Wirt ist!"

Viele weitere Kommentare von Forums-Lesern zeigten große Begeisterung und Freude über unsere Tour und den Bericht, auch kam viel Lob für mich, über das ich mich sehr freue.

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